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1. Lesebuch für die obere Klasse katholischer Stadt- und Landschulen - S. 229

1864 - Breslau : Leuckart
Das Vorstellungsvermögen. 229 auch ganze Familien. Darum hüte dich vor Leidenschaften und beherrsche sie, wenn sie in dir emporkommen! Eine starke und beharrliche Leidenschaft nennt man Sucht, als: Habsucht, Ehrsucht, Vergnügungssucht, Rachsucht, Herrschsucht. Adalbert sah in einem Walde viele Pflanzen, deren vier länglichrunde Blätter eine grosse schwarze Beere umschlossen. Er pflückte eine ab, betrachtete sie, nahm etwas von dem Safte auf die Zunge und fand ihn wohlschmeckend. Schon war er im Begriff', sich an den schönen Beeren zu laben; allein er dachte: „du kennst weder das Gewächs noch seine Frucht; wenn nun diese schädlich wäre? — Lieber esse ich sie nicht.“ Er that wohl daran; denn es war, wie er später von seinem Lehrer erfuhr, die giftige Einbeere. Adalbert wäre durch seine Sinne verleitet worden, etwas zu gemessen, was ihm viel Leiden oder gar den Tod zugezogen hätte; aber sein Verstand wendete das Unheil ab, indem er das Urtheil fällte: eine unbekannte Frucht darf man nicht essen. Der Knabe unterliess also etwas Angenehmes und vermied die unan- genehmen Folgen, weil sein Wille dem Verstände folgte. Ein Kaufmann soll Waaren in Breslau holen, da seine Vorräthe bald zu Ende sind. Es ist Winter, die Kälte anhal- tend und streng. Er könnte zwar noch einige Zeit warten und in der warmen Stube bleiben; allein er beschlosst dennoch die Reise und achtet nicht ans die rauhe Witterung. Er urtheile nämlich: „es ist möglich, dass die Kälte zunimmt, und ich muss dann doch reisen, wenn nicht Störung in meinem Handel eintreten soll.“ Hier wird etwas Unangenehmes begehrt, um in der Zukunft einen Vortheil zu erreichen. Wenn, wie in diesem Beispiele, der Verstand über das Begehren entscheidet, so besitzt unsere Seele ein verständiges Begehrungs- vermögen. Dieses ist zwar mehrentheils auf eigenen Vor- theil gerichtet und nicht immer zu billigen; indess hält es doch oft vom Bösen ab, fördert das Gute und trägt zu unserer Ver- vollkommnung bei, insofern wir uns anstrengen den Geist mit Kenntnissen zu bereichern, um dadurch unser Fortkommen in der Welt zu sichern. Ein Arzt, der selbst nicht ganz gesund war, wurde zu einem am ansteckenden Nervenfieber erkrankten Tagelöhner gerufen. Es kam ihm sauer an, dem Verlangen zu genügen, seines eigenen Uebelbefindens wegen. Er hatte auf keine Belohnung zu rechnen, könnte angesteckt werden und sich deu Tod holen. Alles dies überlegte er einen Augenblick. Doch dachte er bald weiter: „dein Beruf fordert, dass du dem Kranken wo möglich hilfst.“ Er folgte, trotz aller Mühe

2. Lesebuch für die obere Klasse katholischer Stadt- und Landschulen - S. 319

1864 - Breslau : Leuckart
Amerika. 319 früher kleine Völkerschaften. Hirten gab es unter ihnen nicht, wegen Mangels an Hausthieren. Der Feldbau beschränkte sich nur auf nothdürftige Anpflanzungen von Mais und Maniok. Fischerei dagegen und Jagd waren Hauptbeschäftigungen der mei- sten. Zur Trägheit neigten sich fast alle, selbst die rüstig mun- teren der kühlen Zone. Auffallend jedoch war die thierische Dumm- heit der Fischervölker am Orinoko, im Vergleich mit der Rührigkeit und dem aufgeweckten Geiste der nördlichen Jäger. Grausam gegen ihre Feinde fand man sie sämmtlich; die meisten fraßen ihre Gefangenen oder quälten sie zu Tode. Noch jetzt sind die Völkerschaften Nordamerikas, die sich ins Innere zurückgezogen, ihren Vorfahren ähnlich; noch jetzt kennen sie keine Staatsein- richtung, als Gleichheit eines Jeden im Anrecht auf die Thiere des Waldes, so weit ihr Jagdbezirk sich erstreckt; sie gehorchen nur den Befehlen des Kühnsten, den sie zum Anführer wählen. Das Weib ist bei ihnen dem stärkeren Manne dienstbar, zum Lasttragen und Arbeiten bestimmt. Die Männer, wenn nicht auf der Jagd oder im Kriege, pflegen fauler Ruhe; doch leicht, von Leidenschaften gereizt, können sie in große Lebhaftigkeit gera- then. Ihre Kriegstänze werden als ausdrucksvoll und schauder- haft, und andere Tänze, womit sie die Aussöhnung zu feiern pflegen, als leicht und unmuthig geschildert. Besonders rühmt man an ihnen Liebe zum unabhängigen Vaterlande und Standhaftig- keit im Leiden. In jener gleichen sie unsern deutschen Vorfahren; in dieser nur sich selbst; denn nirgends ist man grausamer in Peinigung Gefangener und also nirgends so zur Ertragung großer Schmerzen aufgefordert. Darum prägen sie den Knaben ein, jede Beleidigung müsse gerächt, jede noch so große Marter muthig und lautlos erduldet werden. Hierin üben sie mehr als die alten Spartaner. Ihre Religionsbegriffe waren und sind einfach. Sie verehren den unsichtbaren großen Geist als den Beschützer der Tapfern und Guten, und glauben an ein Leben nach dem Tode, wo ewiger Frühling weht, wo die Wälder voll Wild, die Gewässer voll Fische sind. Darum halten sie auch ihr Wort, sind treu und gastlich, großer Gesinnungen und Handlungen fähig. Man hat Reden ihrer Häuptlinge aufbewahrt, worin Kraft und Hoheit der Gefühle bewundernswerth erscheint. In den ehemaligen spanischen Besitzungen sind fast alle zum Christenthum bekehrt, ganze Völker aber durch Krieg und grausame Unterdrückung vernichtet worden. Große Landstrecken nehmen gegenwärtig Abkömmlinge der Europäer ein; auch leben dort viele aus Afrika hinübergeschiffte Neger als Sklaven. Theile von Nordamerika sind: Grönland, wo nur wenige zerstreut wohnende Menschen ein kümmerliches Leben

3. Lesebuch für die obere Klasse katholischer Stadt- und Landschulen - S. 445

1864 - Breslau : Leuckart
Die Schnecke. 445 schließen die Särge, und aus Schiffen und Wagen wandert nun der Todte durch alle Welt. Weither kam er gezogen. Da, wo ^das Meer sich Paläste aus Eis erbaut, die im Sonnenschein vom reinsten Silber erglänzen, wo es Eisbrüäen schlägt, die von weißem Marmor aufgeführt scheinen: — von dorther zog er wanderlustig nach dem wärmeren Süden. Als Todter hält er nun seinen Einzug in Paläste und Hütten der Menschen , bei Reichen und Armen, in Städten und Dörfern. Unter den Fischen ist der Häring am wanderlustigsten. In großen Heereszügen bricht er aus. Der Haupt- zug theilt sich bald in mehrere Arme. Der westlich gehende trifft schon im Februar in den Buchten Islands ein. In der Nordsee theilt sich der Schwarm wieder, und bald wimmelt's in allen Buchten von dem Grunde des Meeres bis zur Oberfläche herauf, so daß diese von den heraufragenden Rücken gekräuselt erscheint. Die in dem Gedränge abgeriebenen Schuppen sehen die Fischer schon aus weiter Ferne blinken; sie verrathen die Stelle, wo das Netz auszu- werfen sei, das oft 100 Schritte lang ist und zwischen 2 Schiffen nieder- gelassen wird. Der Laich wird von den Häringen nicht selten in einer sol- chen Menge ins Meer gegossen, daß es davon sich trübt und die Netze wie mit einer Rinde überzieht. Welch eine Summe von Häringseiern hat das Meer jedes Jahr auszubrüten, wenn man bedenkt, daß ein einziger dieser Fische 20- bis 25,000 Eier legt! Ist die Laichzeit vorbei, so vereinigen sich die nach und nach angekommenen Züge wieder, gewöhnlich im Sep- tember, um nun in einem gedrängten Haufen quer durch den atlantischen Ocean nach Amerika zu wandern, wo sie auch zu einer bestimmten Zeit ankommen. Ende April treten sie dann an den Küsten Nordamerikas ihre Heimreise wieder an. Aber gewaltig sind ihre Reihen gelichtet. Millionen sehen die Heimath nicht wieder, und längst würde das nördliche Eismeer von seinen Bewohnern entvölkert sein, wenn die in der Fremde geborenen Nachkommen nicht alsbald das Land ihrer Väter aufsuchten. Auf demselben Wege, den die Alten einschlugen, kommen auch sie an, und bei der geringen Größe, die sie auf ihrer ersten Wanderung noch haben, entgehen sie meistens den Nachstellungen ihrer Feinde. Der Mensch ist es aber nicht allein, der dem Häringe nachstellt; auch das größte aller Thiere, der Walfisch, macht Jagd auf ihn. Mit wilder Lust verfolgt er das geängstigte Thier, wenn es die unwirthliche Heimath verläßt, lind jagt es in die bewohnten Buchten hinein, als hätte er mit den Menschen ein Bündniß geschlossen. Sein Niesenleib ist mit kleinen Portionen nicht zufrieden, und nicht unbedeutend mag die Zahl der Häringe sein, die sein Schlund alljährlich verschluckt. So vielen und großen Feinden gegenüber hat dieser Fisch allein seine Vermehrungskraft, die sein Geschlecht von Jahrhundert zu Jahrhundert erhält, daß es nicht ausstirbt, wenn auch Millionen zu Grunde gehen — Sein Fang und Verkauf beschäftigt in Holland über 200,000 Menschen und verschafft diesem Lande jährlich eine Einnahme von vielen Millionen Thalern Der Erste, welcher die Kunst geübt haben soll, mit Salz diesen Fisch zu erhalten, war ein Niederländer, mit Namen Beukel. Es wird erzählt daß Kaiser Carl V. diesem Manne zu Ehren auf dessen Grabe einen Härina verzehrt habe. *Die Schnecke. Kaum hat der Frühlingsregen den Boden befeuchtet, so kriechen allent- halben Schnecken. Hier am Zaune entlang wandern fingerlange Nacht- Ichnecken, schwarz oder gelb, und lassen einen weißen Streifen Schleim hinter sich. Dort an dem blühenden Schwarzdorn hinauf an der Buche empor, die eben ihre Knospen öffnet und ihre hellgrünen Blätter in die

4. Lesebuch für die obere Klasse katholischer Stadt- und Landschulen - S. 4

1864 - Breslau : Leuckart
4 Geschichte. Heilkunde; — wenn er die Flocken der Schafwolle in Sturm und Nässe sich zusammendrehen und dadurch an Festigkeit gewinnen sah, so kam er vielleicht ans Spinnen und Weben. Aber das unstäte Leben verursachte, daß er in jeder Gegend ein Fremdling blieb; machte er ja Erfindungen, so waren seine Genossen viel zu entfernt, um dieselben kennen zu lernen; die gegenseitige Hilfsleistung, welche die Ackerbauer verbindet, blieb ihm fremd, und Zank und Streit um Weideplätze waren nicht selten. Jeder war frei und unabhängig, nur dem Oberhaupte, dem Aeltesten des Stammes, gehorchte er; dieser ist der König, und die Bibel zeigt uns die anmuthigsten Bilder des Hirtenlebens in Abraham, Isaak und Jakob. Jnnner weiter gehende Wanderungen führten manche Men- schen in Gegenden, die weder zum Ackerbau noch zur Viehzucht taugten. Große, endlos scheinende, unfruchtbare, wasserlose Step- pen waren unter unsäglichen Beschwerden durchzogen, sie grenzten an ungeheure, dichte Wälder, worin zahllose kleine und große Thiere hausten. Umkehr war unmöglich — da griff der Mensch, durch die Noth kühn und erfinderisch gemacht, zur Waffe, und wurde ein Jäger. Das rohe Fleisch des erlegten Thieres stillte seinen Hunger, die abgezogene Haut bekleidete ihn. Er suchte seine Waffe zu verbessern, und sann auf allerlei List; lauerte im Hinterhalte, lief über Berg und Thal, wohnte in Höhlen und Klüften, wie sie die Natur bot. Bald scheuten ihn die Thiere und flohen seine Nähe, er mußte ihnen folgen, und er that es. Darum baute er keine Hütte, schlug kein Zelt auf; stilles Familienglück, geselliges Zusammenleben kannte er nicht, es war ihm nur hinderlich; mußte doch der erwachsene Sohn sein eigenes Jagdgebiet aufsuchen, und sich von den Seinen trennen, oft aus Nimmerwiedersehen. Wie der Jäger Herrscher über die Thierwelt war, so wollte er über Menschen gebieten, die sich ihm ja näherten;-^wie er hart und herzlos gegen die Geschöpfe des Waldes war, so war er es gegen seine Nebenmenschen. Bei reicherem Fange unmäßig, zu den großen Anstrengungen Stärkung und Aufregung suchend, kannte er nur rauhe, ungestüme Vergnügungen, und eine allmä- lige Verwilderung war die Folge. Unter den Volksstämmen wurden die zuerst groß, bei welchen der Ackerbau die Quelle des Unterhaltes war. Schon oben wurde gesagt, daß bei ihnen auch die ersten Begriffe von Recht vorkamen. Wollten Alle bestehen, so durfte nicht jeder nur sein Bestes wollen, sondern er mußte darauf achten, daß dadurch dem Nachbar ^und Genossen kein Schaden erwuchs. So entstand nach und nach Her- kommen, Sitte, Gesetz, und danach mußten alle Bewohner eines

5. Lesebuch für die obere Klasse katholischer Stadt- und Landschulen - S. 5

1864 - Breslau : Leuckart
Die ersten Menschen. 5 Ortes, eines Landes leben; den Uebertreter strafte man, oder übertrug das Richteramt Einem, der sich durch Erfahrung und Rechtschaffenheit auszeichnete. Oft war der älteste des Stammes das Oberhaupt desselben, wie es der Vater in der Familie ist. Abimelech, einer der Könige aus der ältesten Zeit heißt: „Mein Vaterkönig." Besonders weise und gerechte Könige wurden auf- gefordert, neue Gesetze nach ihrer Einsicht zu geben, wenn die alten nicht mehr ausreichten; den Sohn eines solchen wählte man schon deswegen gern, weil man glaubte, daß er das schwierige Geschäft durch steten Umgang mit dem Vater genau kennen lernte, und bald war es Herkommen, dann Gesetz, daß der Sohn dem Vater folgte, das Königthum erbte. Doch waren diese Königreiche nicht mit unsern Staaten zu vergleichen; oft bestand ein solches nur aus einem Dorfe oder einer Stadt. In dem Thale, wo einst Sodoma stand, herrsch- ten fünf Könige und Abraham schlug sie mit 318 Knechten, um seinen Verwandten Lot zu befreien. Nicht so friedlich entstanden andere Königreiche. Der rohe, gewaltige Jäger, furchtbar mit Thierhäuten behängen, den Bogen in der einen, die Keule in der andern Faust, drang in die fried- lichen Wohnungen des Ackersmannes, und nahm ihm die Früchte seines Fleißes. Um nicht alles zu verlieren, unterwarfen sich die Schwächeren dem Stärkern, und er wurde ihr Herr. Oder sie gingen hin und baten ihn, sie von den raubgierigen Thieren des Waldes zu befreien, und erkannten ihn aus Dankbarkeit als ihr Oberhaupt an; andere schlossen sich freiwillig an, oder gewaltige, herrschsüchtige Könige unterjochten sie und vergrößerten ihr Reich. Das Geschäft des Regierens nahm bald die ganze Zeit des Königs in Anspruch, das Volk versorgte ihn, der ja selbst nichts erwerben konnte, mit Lebensmitteln, und brachte reiche Geschenke; daraus entstanden regelmäßige und gesetzliche Abgaben der Unterthanen. War dev-König bei größerer Ausdehnung des Reiches nicht mehr ^im Stande, alles allein zu besorgen, so wählte er sich Gehilfen und Stellvertreter. Zu den ältesten Völkern in Asien und Afrika gehören die Aegypter, Israeliten, Phönicier, Babylonier, Assyrer und Meder. / Ätgypter. Dieses Volk bewohnte denjenigen Theil von Afrika, der sich an den Küsten des rothen Meeres bis zu dem mittelländischen hinzieht. Der Nil durchströmt das Land der Länge nach, über- schwemmt es regelmäßig und macht es mit seinem Schlamme fruchtbar. Im Alterthume, wo die Ufer dieses Flusses noch

6. Lesebuch für die obere Klasse katholischer Stadt- und Landschulen - S. 41

1864 - Breslau : Leuckart
Innerer Zustand Roms. Julius Cäsar. 41 gleichen Wlle sind in Rom vorgekommen, daß förmliche Gefechte zwischen den Klienten zweier Parteien geliefert wurden. In den letzten Zeiten der Republik entstanden häufige Bürgerkriege. Römer zogen gegen Römer, und bald lagen in den -Straßen der Stadt Tausende von Leichen. So ließ sich das Volk zu allen Schandthaten mißbrauchen, und jeder Wohlgesinnte mußte wünschen, daß ein weiser und kräftiger Mann erschiene, der dem gemeinen Haufen die Macht entreißen, die Herrschsüchtigen ein- schränken und die Regierung des ganzen Staates übernehmen möchte. Julius Cäsar, einer der größten römischen Feld- herrn und von außerordentlichem Verstände, wäre dieser Mann gewesen, wenn er weniger Ehrgeiz besessen hätte. Cäsar verlor früh seinen Vater; die Mutter aber, eine treff- liche Frau, besorgte seine Erziehung und ließ ihn von den geschick- testen Lehrern unterrichten. Besonders lernte er von ihr die Freundlichkeit im Umgänge, wodurch er sich nachher so beliebt zu machen wußte. Sein Sinn war auf Ruhm und außerordentliche Thaten gerichtet. Den größten Theil seines Vermögens verschenkte er an Bürger, die ihm in der Ausführung seiner geheimen Pläne behilflich sein konnten. Das erste obrigkeitliche Amt erhielt er in , Lusitanien, dem heutigen Portugal. Als er nach rühm- ‘ licher Verwaltung desselben zurückgekehrt war, stieg sein Ansehen immer mehr. Einige Jahre später ging er als Statthalter nach/^-/ Spanien. Dort zeigte er sich zuerst als Feldherr und erwarb sich Ehre und Schätze. Jetzt wurde er in Rom herrischer, und die andern Gewalthaber sahen staunend, wie er das Volk nach seinem Willen lenkte. Pompejus, sonst der berühmteste Römer, Krassus, der reichste, dem fast alle Bürger Geld schuldig waren, wurden von Cäsar überflügelt. Wollten also beide ihr Ansehen erhalten, so mußten sie sich mit ihm verbinden. Das geschah, und ohne Volk und Rathsherrn weiter zu fragen, theilten die drei Männer unter sich nach Belieben die römischen Länder. Cäsar ging nach Frankreich, welches damals Gallien hieß, gewann hier die Liebe eines geübten Heeres und durch neue Eroberungen großen Ruhm. Indeß suchte Pompejus den Senat und das Volk allmälig gegen Cäsar zu stimmen. Als dieser nach neun Jahren auf Verlängerung der Statthalterschaft antrug, erhielt er den Befehl, seine Soldaten zu entlassen und nach Rom zu kommen. Aber statt zu gehorchen, führte er sein Heer gegen Rom, eroberte damit in einigen Wochen ganz Italien und setzte nach Griechenland über, wo bereits Pompejus sich gegen ihn gerüstet hatte. Diesen überwand Cäsar; dann eilte er nach Aegypten, Asien und Spa- nien, von einem Siege zum andern. In Rom ertheilte man ihm die höchsten Würden eines Diktators und Konsuls, und so herrschte

7. Lesebuch für die obere Klasse katholischer Stadt- und Landschulen - S. 43

1864 - Breslau : Leuckart
Octavianus Augustus. 43 umhangen mit den Fellen wilder Thiere, die sie erlegt hatten. Durch das Leben in der freien Natur und die einfache Kost wurde ihr Körper kräftig und groß. Nächst der Jagd war Krieg ihre höchste Lust. Befand sich das Vaterland im Frieden, so zogen sie wohl in ganzen Schaaren hinaus, fielen in die römischen Besitzungen und suchten draußen Kampf und Beute. Die Nachbarschaft eines solchen Volkes mußte wohl den Römern sehr lästig fallen. Da schickte Augustus seinen Stiefsohn Drusus nach Deutschland, und dieser drang sogar bis zur Elbe vor; allein seine Züge waren keine Eroberungen. Die Deutschen wichen in ihre Wälder zurück, brachen dann aber plötzlich aus dem Dickicht hervor und überfielen in unwegsamen Gegenden die ermü- deten Feinde. So wurde das Verlorene schnell wieder erobert. Als die Römer späterhin ihre Sprache, Gesetze und Sitten den Deutschen aufdringen wollten, fanden sie um so heftigern Wider- stand. Während der Konsul Var ns mit solchen Plänen umging, stand ein junger Fürst, aus dem Volke der Cherusker am Harz, als Retter deutscher Freiheit auf. Es war Hermann oder Arminius, wie ihn die Römer nannten. Seinem wohlüber- legten Entschlüsse folgte rasche That. Um Varus vom Rhein weg in das innere Deutschland zu locken, meldete man ihm, es sei ein Aufstand unter den Völkern an der Weser ausgebrochen. Die deutschen Oberhäupter, insgeheim Freunde des Hermann und mit seinen Absichten bekannt, rathen dem Varus hinzuziehen und die Empörung zu dämpfen. Sie selbst versprechen ihm, mit ihren Völkern zu ihm zu stoßen. Der sorglose Varus geht in alle Schlingen, welche ihm gelegt werden. Er bricht mit 40,000 Mann auf und dringt in den teutoburger Wald. Nirgends findet er gebahnte Wege, überall dichtverwachsenes Gehölz. Heftig herab- strömender Regen, schlüpfriger, sumpfiger Boden hemmen die Schritte seiner schwer bewaffneten Krieger. Fürchterliche Stürme brausen in den Gipfeln der Bäume und vermehren den Schrecken. Da verläßt Hermann den Hinterhalt, aus welchem er die Bewe- gungen der Römer beobachtet hat. Auch die übrigen Fürsten lan- gen mit ihren Völkern an; Varus wird von allen Seiten umringt. Drei Tage und drei Nächte kämpfte der Ueberlistete mit seinen ermatteten Soldaten gegen Feind und Ungewitter an; nirgends erschien Rettung, nirgends Hilfe; da stürzte er sich aus Ver- zweiflung in sein Schwert. Nur wenige Römer entkamen, fast alle fielen von der Hand der Deutschen, i. I. 9 nach Christus. Die Nachricht von dieser Niederlage verbreitete zu Rom Furcht und Entsetzen. Augustus ließ sich Bart und Haare wachsen, rannte wie ein Wahnsinniger mit dem Kopfe gegen die Wand und rief: „Varus, Varus, gib mir meine Legionen wieder!"

8. Lesebuch für die obere Klasse katholischer Stadt- und Landschulen - S. 46

1864 - Breslau : Leuckart
46 Geschichte. Titus, sein Sohn, hatte keine größere Freude, als Menschen glücklich zu machen. Verlebte er einen Tag, an welchem er Keinem eine Wohlthat erwiesen hatte, so sagte er: „Ich habe einen Tag verloren!" — Im zweiten Jahrhundert gab es einige treffliche Kaiser, als: Trajan, Hadrian, Antonlnus Pius, Marcus Aurelius. Dann folgte eine Reihe meist abscheu- licher Herrscher. Das Reich verfiel immer mehr. Von Norden drängten deutsche Volksstämme heran. Die meisten der römischen Kaiser, vom Jahre 180 an, waren Wüthriche, die mit den unerhörtesten Gräueln ihre Regierung befleckten und unendlichen Jammer über die Menschen brachten. Die Soldaten setzten nach Gefallen Kaiser ein und ab und tödteten die wenigen bessern, welche es versuchten, dib Ordnung wieder herzustellen. In dieser allgemeinen Noth mnd Verwirrung bereitete die göttliche Vorsehung den Menschen eine bessere Zeit vor durch die feste Begründung des Christenthums unter dem Kaiser Konstantin und durch die bald darauf erfolgte Völker- wanderung. Konstantin war der erste römische Kaiser, der im Jahre 311 öffentlich als Beschützerder Christen auftrat. Er begünstigte und besoldete ihre Lehrer, ließ sich und die Seinigen im christlichen Glauben unterrichten, hielt viele Christen in seiner Nähe und ging mit ihnen vertraulich um. Es wurden Kirchen gebaut und herrlich ausgeschmückt. Wie glücklich mußten sich jetzt die Christen nach so langen Verfolgungen fühlen, in Konstantin einen wohlwollenden Freund zu besitzen! Freudig strömten sie von allen «Leiten herbei und nahmen Dienste in seinem Heere. Wohl mochte Konstantin auch vorausgesehen haben, wie viel ihm die zahlreichen Christen bei den Kämpfen gegen seine Mitherrscher helfen könnten. Als er nämlich die Regierung antrat, hatte er deren fünf. Mit dem Beistände der Christen stürzte er einen nach dem andern. In den Heereszügen, wo sonst Adler und Götzenbilder vorangetragen wurden, wehete von nun an die Fahne des Kreuzes und führte von Sieg zu Sieg. Nach siebzehnjährigen blutigen Kriegen war Konstantin der alleinige Beherrscher des Reichs. Wie viele Christen schon zu seiner Zeit lebten, beweiset die Kirchenversammlung zuikicäa, hei welcher nicht weniger als 318 Bischöfe erschienen. • Konstantin verbot zuletzt das Opfern m den heidnischen Tempeln ganz und machte sich dadurch die Priester zu Feinden. Das mochte wohl mit die Ursache sein, weswegen er seinen Sitz nach Byzanz verlegte. Auch lag diese Stadt mehr in der Mitte des Reichs. Hier ließ er schöne Kirchen, Paläste und

9. Lesebuch für die obere Klasse katholischer Stadt- und Landschulen - S. 22

1864 - Breslau : Leuckart
22 Geschichte. er sich, seine Gedanken schön und richtig auszudrücken, so daß er einst als Mann in der Volksversammlung den Mitbürgern eine Sache klar und verständlich machen, und sie dafür stimmen, oder davon abbringen könnte. Die athenischen Jünglinge machten sich deshalb mit den Schriften ihrer Dichter und berühmten Redner genau bekannt. Der Ton ihrer Umgangssprache war anständig und leicht, heiter und witzig. Der Sinn für Schönheit fand sich allgemein verbreitet. Dahin wirkten nun die Gesetze Solons, welche Weiser, milder und menschenfreundlicher waren, als die des Lykurg. Sie verhinderten eine einseitige, schiefe Richtung und förderten die allgemeine Verstandes- und Gemüthsbildung. Athen war reich an Schätzen aller Art, aber seine größten bestan- den in geistvollen und edlen Männern. Kriege der Griechen mit den Persern. — Miltiades. Themistökles. Ärifudes. * ■Vw’ Die Griechen in Kleinasien lebten unter der persischen Regierung im Wohlstände, dessen ungeachtet empörten sie sich gegen ihren Oberherrn Darlus, der sie jedoch schnell wieder unterwarf. Von nun an behandelte er sie strenge. Sein Zorn fiel aber auch auf die Athener, weil sie den Ausrührern mit einigen Schiffen Hilfe leisteten. Um sie zu züchtigen, schickteer ein Landheer gegen i<,n sie, das von einer Flotte begleitet war; allein jenes wurde von den Thraziern überfallen, und diese durch Sturm fast ganz ver- nichtet. Im folgenden Jahre kam Darius mit noch größerer Macht. Viele griechische Inseln litten außerordentlich. Die Perser landeten nicht weit von Athen und zogen gegen die Städte Die bedrängten Athener sprachen die andern Griechen um Beistand an, doch vergebens, nur die Platäer stellten tausend Mann. Klein war freilich das Häufchen der Athener, kaum zehntausend, aber fest entschlossen, für Freiheit und Vaterland alles zu wagen, geübt in Kampfspielen, einig unter einander und voll Vertrauen zu Miltiades, ihrem Anführer, dabei mit festen Rüstungen und süchtigen Waffen versehen. Sie zogen dem Feinde einige Meilen weit bis Marathon entgegen. Als sie hier die unabsehbaren Schaaren der Perser erblickten, wurden sie wankend: allein Mil- tiades feuerte sie zu neuem Muthe an, und gab das Zeichen zum Angriffe. Der Kampf war wüthend; unaufhaltsam drangen die Griechen siegreich vor, und drängten den Feind zurück. Da geriethen die Perser in die Flucht; sie eilten in der größten Verwirrung zu ihren Schiffen. Das ganze Lager mit allen Kost- barkeiten fiel den Siegern zu. Noch lange nachher feierten die Athener den glorreichen Tag. Vor allen ehrten sie ihren c7 s / S ' ^

10. Lesebuch für die obere Klasse katholischer Stadt- und Landschulen - S. 55

1864 - Breslau : Leuckart
Das Christenthum in Deutschland. Bonifacius. 55 Die (Sbein (Ebelinge) kämpften wohl auch zu Pferbe (boch hatten sie keine Sättel, die sie als Zeichen der Weichlichkeit verachteten) ; im Augenblicke der Gefahr floh der Fußgänger, an der Mähne des Pferbes sich haltend, aus dem Kampfe; kehrte aber, mit neuem Muthe beseelt, bald zurück. Drohte dem Lande ein Feind, so wurden die freien, wehrhaften Männer aller Gaue zu den Waffen gerufen — das war der Heerbann ober die Landwehr. Im Kampfe standen die einzelnen Gemeinden und Familien neben einander, die Beute wurde unter alle gleich vertheilt, das beste Stück war der Preis des Tapfersten, des Anführers, der im Frieden wieder in die Reihe der übrigen zurücktrat, ohne einen Vorzug zu genießen. Dem Zuge der Kämpfer folgten die Weiber auf unzähligen Karren, die zugleich zur Deckung des Lagers, das sie kreisförmig umgaben, dienten. Vor dem Angriffe ertönten kriegerische Instrumente, Hörner von Auerochsen; die Schilde wurden schrecklich dröhnend aneinander geschlagen, und mit einem fürchterkchen Kriegsgeschrei begann der Angriff. Von der Wagen- burg herab vernahm der Krieger der Kinder Geschrei, der Weiber erweckenden Zuruf. — Arme kriegerische Jünglinge schloffen sich an vornehmere, oder an den Vorsteher des Gaues, folgten ihm in allen Zügen und waren ihm auf Leben und Tod verbunden. Des Anführers Gefangennehmung oder Tod zu überleben, war ein ewiger Schimpf. Der Anführer sorgte für Waffen und Lebensunterhalt seines Gefolges, das einem stehenden Heere vergleichbar war. Krieg mußte ihm daher stets erwünscht sein, um von der gemachten Beute den Unterhalt des Gefolges bestreiten zu können. Waltete in der Heimath Friede, so suchten sie draußen Kampf und Beute, ja sie dienten wohl gar fremden Nationen, wie den Römern zu Augustus Zeiten. Als der römische Staat immer mehr zerfiel, das Volk immer kraftloser ward, nahmen die Kaiser ganze deutsche Völkerschaften in Sold, und diese setzten sich dann im römischen Gebiete fest, und es entstanden so überall deutsche Reiche, wie das ostgothische in Ungarn. Die Sueven wohnten in Portugal, in Spanien und im südlichen Frankreich die Westgothen. Um die Rhone bis in die Schweiz saßen die Burgunder, am Niederrhein die Franken, an der Elbe zwischen Ost- und Nordsee die Sachsen, mit denen die Friesen an der Nordseeküste in Verbindung standen. Mitten in Deutschland, am Main und an der Saale, wohnten die Thüringer, in Süddeutschland am Schwarzwalde die Allemannen, ein mächtiger Bund verschiedener Stämme; unterhalb der Donau bis an die Ems die Boher oder Bayern, durch den Lech von den Allemannen getrennt. Italien hielt Odoaker mit Herulern und Rugiern (früher in Pommern) besetzt; nach Britannien waren
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